Der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule stellt einen wichtigen Abschnitt in der Entwicklung der Kinder dar. „Übergang“ bedeutet stets, von einem vertrauten Leben in einen neuen, fremden Lebensabschnitt zu wechseln. Er bedeutet Trennung von Bezugspersonen, Neuorientierung in der sozialen Gemeinschaft und die Herausforderung, neue Anforderungen zu bewältigen. Jeder Übergang bietet aber auch Entwicklungschancen und wird von Neugier und Erwartungen begleitet. Es ist daher Aufgabe der Erwachsenen, diese Phase zu gestalten und zu begleiten. Die schwierigste Rahmenbedingung für die Entwicklung einer Kooperationsgemeinschaft zwischen Kita und Schule liegt in unserem Fall in den strukturellen Gegebenheiten, da wir jedes Jahr Kinder aus verschiedenen Kitas der Stadt Bünde und auch angrenzender Gemeinden aufnehmen. Diese arbeiten nach unterschiedlichen Konzepten und sind im Rahmen von Kita & Co in verschiedenen Kooperationsgemeinschaften zumeist mit der nächstgelegenen Grundschule verbunden. Eine flächendeckende inhaltliche Zusammenarbeit, wie wir sie uns wünschen würden, die alle Kinder und ihre Familien im Fokus hat, ist daher unter den gegebenen Bedingungen nicht zu erreichen. Wir haben in Kooperation mit der Kita Bustedt eine Abfolge entwickelt, die uns das behutsame Einbinden wenigstens eines Teils der Kinder in das schulische Leben ermöglicht. Zudem versuchen wir zu den anderen Kitas der Stadt Bünde unsere Kontakte auszubauen und ihnen Angebote zur Kooperation zu unterbreiten.

Unsere Kooperationsziele sind: 

  • Individuelle Erfahrungen zu ermöglichen, damit Kinder und Eltern die zukünftige Schule möglichst frühzeitig kennen lernen und Einblicke in den neuen Lebensbereich erhalten
  • Eltern bei der Förderung ihrer Kinder frühzeitig zu unterstützen (Sprache, Erziehung, Gesundheitserziehung...)
  • Individuelle Fähigkeiten und Fertigkeiten zu berücksichtigen und diese weiter zu entwickeln (Selbst-, Sach-, Methoden- und Sozialkompetenzen)
  • Lern- und Leistungswillen der Kinder zu erhalten und eventuelle Ängste abzubauen
  • Eltern die Möglichkeit zu geben, sich mit den Zielen/Methoden des grundschulgerechten Arbeitens und unserer Einrichtung auseinander zu setzen
  • Evaluation der Arbeit, gegenseitiger Erfahrungsaustausch sowie Hospitationen zwischen Erzieherinnen und Erziehern, Grundschulpädagogen, Sozialpädagogen, Sonderschulpädagogen u.a.

Die folgende tabellarische Übersicht stellt den „Weg“ von der Kita zur Grundschule stichwortartig dar: 

Zeitleiste

Anlass

Beteiligte

 

Oktober/

November

Schulanmeldung

Kinder, Eltern,

Schulleiter,

Kollegin oder

Sozialpädagogin,

bei Bedarf. Frühförderstelle, Akustiker etc.

Beobachtungsbogen zum Schulfähigkeitsprofil „Bärenstark“ und zum „Embi“

Rückmeldebogen für die Eltern auch zur Vorlage in der Kita (Bogen allen Kitas bekannt)

Januar bis

Schuljahres-ende

Individuell abgestimmte Hospitationen der Schulanfänger in der Schule (Anzahl pro Schulkind nach Bedarf)

Eingangsklassen-lehrer, bestehende Eingangsklassen, Schulanfänger, Eltern

Die zukünftigen Schulanfänger lernen dabei die Schulumgebung kennen und nehmen am Unterricht der Eingangsklassen teil. Die Kinder erleben dabei auch das Schulfrühstück und eine große Pause. Zukünftige Ganztagskinder bleiben auch bis in den Nachmittag hinein oder nehmen gesondert an einer Nachmittagsveranstaltung teil. Ein Austausch zwischen Lehrern, Eltern und Schulleitung ist dabei stets möglich.

März /April

Amtsärztliche Untersuchung in den Räumlichkeiten der Schule

Amtsarzt, Eltern, Schulanfänger

Rückmeldebogen für die Eltern vom Amtsarzt, Schulleitung steht für Fragen zur Verfügung

März/

April

Im Anschluss an die amtsärztliche Untersuchung erfolgt  ein Austausch mit der Amtsärztin

Schulleitung, Amtsärztin, bei Bedarf Eltern

Beobachtungs- und

Gesprächsraster

Nach den Osterferien

Hospitation der Schulleitung in allen Kitas aus denen Kinder zur Einschulung nach Bustedt kommen

Gruppenleitung in der Kita, Schulleitung, bei Bedarf im Anschluss gemeinsames Elterngespräch

Gesammelte Informationen, Bögen zur Entwicklungsdokumentation der jeweiligen Kita

Nach den Osterferien

Vorbereitung der Eltern der zukünftigen Erstklässler –

Regeln und Rituale

Fragestunde

Leiterin Kita,

Schulleitung,

Eltern der ehemaligen Kitakinder

Gemütlicher Elternnachmittag in der Bustedter Kita (Termin ist offen für alle!)

Nach den Osterferien bis zu den Sommer-ferien

ReiS-Förderung für Kinder mit fehlenden Basiskompetenzen im mathematischen Bereich

 

Besuch einiger Schulanfänger in der Schule zu min. einer Förderstunde pro Woche

Nach den Osterferien (Mai)

Märchenreise - schuleigenes Diagnose-Projekt

Schulleitung,

zukünftige Klassenleitung, Lehrer, Erzieher

Die Schuleingangsdiagnostik dient der Feststellung der Lernausgangslage eines jeden Kindes. Sie ermöglicht konkrete Hinweise zur vorschulischen Förderung und gibt unmittelbar verwertbare Informationen für den Anfangsunterricht. Die Märchenreise gibt Aufschluss über die Kompetenzen im Bereich Wahrnehmung, Konzentration, Mengenerfassung, Sprache, Motorik, Arbeitsverhalten, emotional-sozialer Bereich

April

Matheprojekt in der Schule

Schulleitung

Besuch der Schulleitung oder der Eingangsklassenlehrer in der Bustedter Kita  zum Matheprojekt

Juni

Information der Eltern der zukünftigen Erstklässler

Klassenaufteilung, Vorstellung der Lehrer, Materialien, Konzepte

Schulleitung, zukünftige Klassenlehrer, Erzieher in der Rhythmisierung

Elternabend für die Eltern der zukünftigen Erstklässler in der Grundschule

September/ Oktober

Rückmeldegespräch mit Erzieherinnen der Kitas

Schulleitung, wenn möglich Lehrer der Eingangsklassen, Sozialpädagogin, Sonderpädagogin, Erzieher, Gruppenleitung Kita

Hospitationen der Erzieher im Vormittag, gemütliche Kaffeerunde mit allen Beteiligten im Nachmittag

Nicht nur dem Kind gilt es Sicherheit zu geben, sondern auch seinen Eltern. Haben die Eltern Vertrauen zu der neuen Bildungseinrichtung „Schule“ und ihren Repräsentanten, übertragen sie dieses auch auf ihr Kind und bieten ihm notwendige Unterstützung. Eltern haben eigene, positive wie negative Schulerfahrungen. Zudem haben sie aus eigenem Erleben keine praktische Verbindung zur Jahrgangsmischung, der Rhythmisierung und den inklusiven Strukturen wie wir sie in Bustedt leben. Besonders Eltern mit Migrationshintergrund ist das deutsche Schulsystem mit seinem Bildungsverständnis häufig gänzlich fremd. Auch können sie ihr Kind beim Lernen in der deutschen Sprache nicht unbedingt unterstützen. Es liegt daher auf der Hand, wie wichtig hier Informationen und persönliche Gespräche sind, sowohl um gegenseitige Erwartungen kennen zu lernen, als auch um eine Vertrauensbasis herzustellen.